Franziska Spiegel, geb. Goldschmidt, mit Eltern und Bruder
Archiv: Günter Ellenberg
Auch in dieser friedlichen, idyllischen Landschaft finden sich Spuren grausamer Geschichte. Der Mord an der jüdischen Franziska Spiegel ist eines der schrecklichsten Ereignisse in unserer Region während der Zeit des Dritten Reiches.
Das Wohnhaus (rechts) der Familie Spiegel in Bünde-Werfen. Das Haus
wurde Mitte der 1980er Jahre abgerissen und später mit einem Reitstall
überbaut.
Foto: Anette Kerschling
Die Wohnräume der Eheleute Spiegel befanden sich in einem Doppelkotten, in dem auf der einen Seite die Eheleute Spiegel mit ihrem Sohn Rolf und auf der anderen Seite die Eheleute Strauch wohnten.
Franziska Spiegel wurde am 06.05.1905 in Werl geboren. Am 04.11.1944 erschienen SS-Männer in dem Kotten in Werfen, in dem Franziska Spiegel Unterschlupf gefunden hatte und zwangen die Jüdin, in das nahe gelegene Hückerholz mitzukommen.
Hier töteten sie die wehrlose Franziska Spiegel durch einen Schuss in den Hals. Auf ihren Rücken war der Zettel ”Sie war Jüdin” geheftet. Sie wurde ohne Gerichtsverfahren hingerichtet; ein im Kreis Herford einmaliger Fall.
Das Wohnhaus der Familie Spiegel in Bünde-Werfen.Das Haus wurde
Mitte der 1980er Jahre abgerissen und später mit einem Reitstall überbaut.
Foto: Dr. Nobert Sahrhage
Im Wald im Hintergrund wurde Franziska Spiegel erschossen.
Foto: Günter Ellenberg
Szene aus dem Kurzfilm "Franziska Spiegel - Eine Erinnerung" (2005).
Der Film schildert auf einfühlsame Weise die wahre Geschichte der Franziska Spiegel.
© Horris Filmproduction Berlin
Szene aus dem Kurzfilm "Franziska Spiegel - Eine Erinnerung" (2005).
Der Film schildert auf einfühlsame Weise die wahre Geschichte der Franziska Spiegel.
© Horris Filmproduction Berlin.
Szene aus dem Kurzfilm "Franziska Spiegel - Eine Erinnerung" (2005).
Der Film schildert auf einfühlsame Weise die wahre Geschichte der Franziska Spiegel.
© Horris Filmproduction Berlin
Szene aus dem Kurzfilm "Franziska Spiegel - Eine Erinnerung" (2005).
Der Film schildert auf einfühlsame Weise die wahre Geschichte der Franziska Spiegel.
© Horris Filmproduction Berlin
Dabei war sie mit ihrem “arischen” Ehemann Gottfried und dem gemeinsamen Sohn Rolf 1943 in die an Hücker-Aschen angrenzende ländliche Gemeinde Werfen gekommen in der Hoffnung, dem Holocaust zu entgehen, weil bereits zu diesem Zeitpunkt keine Jüdinnen und Juden mehr aus der Stadt Bünde deportiert wurden. Sie hatte schon ihren Vater und Bruder verloren und war häufiger Schikanen und Verhaftungen ausgesetzt.
Ihre Leiche (die Gestapo verbot die Beisetzung auf einem Friedhof der umliegenden Gemeinden) wurde heimlich von ihrem Mann Gottfried und einem Helfer unter einer Gruppe von 3 Bäumen an einem Grenzweg zwischen den Gemeinden Werfen und Ahle - in der Gemarkung “Paradies” - begraben.
Unter diesen Bäumen wurde Franziska Spiegel in einer “Nacht und Nebel Aktion” heimlich von ihrem Ehemann Gottfried und einem Helfer bestattet.
Foto: Günter Ellenberg
Im Oktober 1948 wurde Franziska Spiegel exhumiert. Sie fand ihre letzte Ruhe auf dem Nordfriedhof, Marienstraße 136, 32425 Minden. Auf dem Nordfriedhof befinden sich Kriegsgräber aus beiden Weltkriegen.
Franziska Spiegel, geb. Goldschmidt, wurde am 6. Mai 1905 in Werl geboren. Im Jahre 1928 heiratete sie in Dortmund ihren Mann Gottfried Spiegel. Der Sohn Rolf wurde im Jahre 1930 geboren. Das Ehepaar lebte zunächst in Schleswig-Holstein, wo Gottfried Spiegel auf einem Gut arbeitete.
Nach der nationalsozialistischen “Machtergreifung” war die Familie Spiegel vielfältigen Schikanen ausgesetzt. Die Familie Spiegel war deshalb im Jahre 1943, als die Deportation der Juden aus Bünde bereits abgeschlossen war, in einen Kotten des Bauern Büscher nach Werfen gezogen (Gottfried Spiegel hatte Verwandte in Bünde). Die Familie Spiegel hoffte, in der Abgeschiedenheit der ländlichen Gemeinde Werfen die Zeit der Verfolgung überleben zu können.
Vielleicht wäre das Kalkül der Familie Spiegel aufgegangen, wenn nicht im Oktober 1944 größere Einheiten der “SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler” zur Auffrischung in die Landkreise Lübbecke und Herford verlegt worden wären (Teile davon auch in den Bünder Raum).
Der “SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler”, abgekürzt LSSAH, gehörten u.a. der bekannte Kabarettist Klaus Havenstein, der Journalist Theo M. Loch, der Sachbuchautor Wolfgang Venohr sowie der Politiker und Mitbegründer der Partei der Republikaner, Franz Schönhuber, an.
Der Aufenthalt der SS-Division hat Niederschlag in verschiedenen Büchern gefunden. Hinweise auf das “Wirken” der SS-Division im Raum Bünde-Kirchlengern finden sich bei:
Depke, H., Heimat Kirchlengern in Wort und Bild, Bad Oeynhausen 1977, Seite 173 f.
König, Hertha, Hinter den Kulissen eines Lebens. Lebenserinnerungen, Bielefeld 2004, S. 119-127.
Nach dem Mord an Franziska Spiegel sind keine wirklichen Ermittlungen aufgenommen worden. Es handelte sich ja “nur” um eine Jüdin.
Vom 16. Januar 1945 datiert ein Schreiben der Gestapo Bielefeld an die Staatspolizeileitstelle in Münster. Es handelte sich um einen kurzen Bericht über die Auffindung der Leiche.
Dann folgen die Sätze:
“Es besteht der dringende Verdacht, dass die SS-Männer die Jüdin erschossen haben.
Die hier durchgeführten Ermittlungen nach den Tätern sind ergebnislos verlaufen.
Zur Zeit der Tat war die SS-Leibstandarte Adolf Hitler in der dortigen Gegend untergebracht.
Die Mörder vom Hückerholz sind am 19.11.1944 weiter in die Ardennen gezogen, um an der letzten Wehrmachts-Offensive teilzunehmen. Einer der beiden Spiegel-Mörder soll dabei umgekommen sein.
Die Führung der Waffen-SS war zwischenzeitlich auf Gut Böckel in Rödinghausen untergebracht.
Die weiteren Ermittlungen werden von der Ortspolizeibehörde in Ennigloh durchgeführt. Das Ermittlungsergebnis steht noch aus”.
Die vorstehenden Sätze bedeuten im Klartext:
Die Gestapo Bielefeld hatte ihre Ermittlungen abgeschlossen. Die Fortführungen wurden jetzt dem Ortspolizisten in Ennigloh überlassen. Welche Chance dieser hatte, die Täter zu ermitteln, dürfte wohl jedem klar sein.
Gottfried Spiegel berichtete später, dass amerikanische Soldaten unmittelbar nach Kriegsende nach den Mördern gesucht hätten - diese Suche verlief ohne Erfolg.
Erst im Jahre 1948 wurden von der Bielefelder Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufgenommen. Aus der damals entstandenen Akte lassen sich die Umstände des Mordes an Franziska Spiegel einigermaßen sicher rekonstruieren; auch wenn immer noch Fragen offenbleiben.
SS-Männer, die in Hunnebrock stationiert waren, wurden offenbar auf die in Werfen lebende Jüdin aufmerksam gemacht (es gab seinerzeit Gerüchte, der betreffende Denunziant sei der Hunnebrocker Ortsgruppenleiter Wilhelm Büscher gewesen. Ein Lehrer, der zuvor auch an der Volksschule in Lenzinghausen unterrichtet hatte.
Am Nachmittag des 4. November 1944 erschienen daraufhin drei SS-Männer in der Wohnung der Spiegels.
Aus späteren Zeugenaussagen ergab sich, dass die SS-Männer zuvor vor der Gastwirtschaft Fischer Halt gemacht hatten. Während zwei der Männer bei ihren Fahrrädern auf der Straße stehen blieben, betrat einer das Gebäude. Frau Fischer, die den SS-Mann zuerst sah, wurde von diesem gefragt, wo das Haus Werfen Nr. 5 sei und ob dort nicht eine Familie Spiegel wohne.
Auf Fragen der Ehefrau Fischer, ob ihm die Familie auch bekannt sei, erhielt sie zur Antwort: “Da werden wir aber gleich mit bekannt”.
Frau Fischer gab bei den Ermittlungen im Jahre 1948 zu Protokoll:
“Der Aussprache nach müssen es Ostländer gewesen sein”.
(Hinweis: Mit der Bezeichnung „Ostländer“ waren vermutlich Österreicher gemeint, denn Österreich wurde nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahre 1938 als „Ostmark“ bezeichnet)
.
Bei der Wohnung der Eheleute Spiegel handelte es sich um einen Doppelkotten, in dem auf der einen Seite die Eheleute Spiegel und auf der anderen Seite die Eheleute Strauch wohnten.
Im Augenblick, als die SS-Männer den Kotten betraten, standen beide Frauen, Frau Spiegel und Frau Strauch, auf der Deele. Ohne sich näher zu erkundigen, wurde die Ehefrau Spiegel gleich gefragt: “Sie sind doch die Ehefrau Spiegel, Sie müssen sofort mitkommen”. Etwas Schlimmes ahnend, mischte sich die Ehefrau Strauch ein. Kaltblütig wurde sie aber zurückgewiesen und mit der Ehefrau Spiegel verließ man daraufhin das Haus.
Zwei der Männer zwangen Franziska Spiegel, in das nahe Hückerholz mitzukommen, das auf der Grenze zwischen den beiden Gemeinden Werfen (Amt Ennigloh) und Hücker-Aschen (Amt Spenge) liegt. Der dritte SS-Mann fuhr in eine andere Richtung weg.
Herr Strauch arbeitete auf dem Feld, als Franziska Spiegel weggeführt wurde.
Frau Strauch berichtete dem Polizeibeamten im Jahre 1948:
“Wie mein Mann mir am gleichen Abend, als er von der Arbeit nach Hause gekommen war, erzählte, hätten die beiden SS-Männer mit einer Frau auf dem Weg Richtung Hücker Moor gestanden. Einer sei dann auf ihn zugekommen und hätte nach einem Spaten gefragt. Mein Mann hatte aber keinen Spaten bei sich. Dann hätte er gesehen, dass ein SS-Mann, und zwar derjenige, der hinter der Frau hergegangen war, immer die Frau in die Hacken getreten habe”.
Im Hückerholz wurde Franziska Spiegel von einem der beiden SS-Männer durch einen Schuß in den Hals ermordet.
Der Ehemann Gottfried Spiegel erklärte bei der Zeugenvernehmung am 26. September 1948:
“Ich kam gegen 16:50 Uhr von meiner Arbeit nach Hause...
Man erklärte mir dann, dass meine Ehefrau von drei SS-Männern aus dem Hause geholt worden sei. Während zwei die Wohnung betreten hätten, wäre einer draussen stehen geblieben. Zwei SS-Männer seien dann mit meiner Frau zum Hücker Moor gegangen. Die SS-Männer hätten sie unterwegs getreten und mit einem mitgeführten Fahrrad gestossen...
Nachdem ich meinen Sohn zu meinen Eltern nach Bünde gebracht hatte, wandte ich mich an den Lehrer Büscher in Hunnebrock, dem damaligen Ortsgruppenleiter der NSDAP, da ich an demselben Tage einen Gestellungsbefehl für den Volkssturm hatte. Bei Büscher wolle ich erwirken, beurlaubt zu werden. Büscher lehnte diesen Urlaub ab. Er meinte noch, ich solle froh sein, dass ich von meiner Ehefrau befreit sei. Ich müsste mir darüber klar sein, dass diese Eiterbeulen am deutschen Volkskörper doch ausgemerzt würden, so oder so”.
(Hinweis: Angehörige der 6. Batterie des Artillerie-Regiments Nr. 1, die in der Hunnebrocker Schule einquartiert waren, wurden offenbar von einem Parteifunktionär auf die im Nachbarort Werfen lebende Franziska Spiegel aufmerksam gemacht. Es gab seinerzeit Gerüchte, der betreffende Denunziant sei der Hunnebrocker Hauptlehrer und NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Büscher gewesen. Spuren der SS-Division finden sich in verschiedenen Schulchroniken. In der von Wilhelm Büscher seit 1937 geführten Chronik der Hunnebrocker Schule findet sich kein Hinweis auf die SS-Einheit, obgleich SS-Angehörige in der Schule untergebracht waren.
Wilhelm Büscher, geb. am 14.4.1894 in Aschen/Krs. Iburg, war am 1.5.1933 der NSDAP beigetreten (Mitglieds-Nr.: 2 467 631). Büscher, von Beruf Lehrer, war von 1943 bis 1945 Leiter der NSDAP-Ortsgruppe Hunnebrock. Von Kriegsende 1945 bis September 1947 befand sich Büscher im Internierungslager Staumühle Nähe der Ortschaft Hövelhof).
Die dann erst wieder im Jahre 1948/ 49 aufgenommenen Ermittlungen scheinen nicht sehr intensiv gewesen zu sein.
Der mit den Ermittlungen beauftragte Polizeibeamte gab sich (so ist mein Eindruck nach dem Studium der Ermittlungsakte) sehr rasch mit den Aussagen der befragten SS-Männer und des Ortsgruppenleiters zufrieden. Er erklärte die Aussagen der Befragten für glaubwürdig.
Gottfried Spiegel gab im Jahre 1948 dem ermittelnden Polizeibeamten noch folgende Information:
“Von dem Tode meiner Ehefrau an bis heute habe ich mich bemüht, Licht in diese Angelegenheit zu bekommen. Es ist aber sehr schwierig, da alles schweigt.
Ich glaube aber, dass folgendes sehr wesentlich ist:
Ein Frl. Lisa Oberhaus, wohnhaft in Hunnebrock, in dem Hause des Schlossermeisters Klockenbring, hat mir im Oktober 1947 persönlich erzählt, sie habe mit einem SS-Mann, der damals hier stationierten Einheit “Leibstandarte Adolf Hitler, 4. Bataillon” verkehrt. Dieser Mann selbst habe die Ermordung ausführen sollen, habe es aber abgelehnt, weil er Katholik wäre und er keinen Krieg gegen Frauen führen würde. Aufgrund seiner Befehlsverweigerung sei er gerügt worden. Dann habe man aber zwei jüngere Kameraden zur Ausführung des Mordes bestimmt.
Die Anschrift des SS-Angehörigen, der seinerzeit mit der Oberhaus verkehrt hat und dieser vorstehendes erzählt haben soll, ist angeblich Johann Knupfer, Münzdorf, Kreis Münzingen, bei Stuttgart. Knupfer soll SS-Unterscharführer gewesen sein”.
Daraufhin wurde ein Polizeibeamter aus dem Kreis Münzingen damit beauftragt, Johann Knupfer zu vernehmen. Knupfer konnte sich an das Gespräch mit Lisa Oberhaus über den Mord an Franziska Spiegel nicht erinnern.
Zitat: “Es ist nicht wahr, dass ich mich der Oberhaus gegenüber geäußert habe, ich sei mit der Erschießung der Spiegel beauftragt worden. Hier muß ein Mißverständnis vorliegen”.
Der in Münzingen ermittelnde Polizeibeamte vermerkte nach der Vernehmung:
“Ich habe von Knupfer während seiner Vernehmung nicht das Empfinden bekommen, daß er evtl. die Wahrheit nicht sagen will.
Bei ihm handelt es sich um einen charaktervollen ehrlichen und wahrheitsliebenden Menschen, der bestimmt nicht zurückhalten würde, wenn er zur Aufklärung des Mordes etwas beitragen könnte”.
Und auch der Hunnebrocker Ortsgruppenleiter Wilhelm Büscher wies alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zurück.
Er bestritt, sich Gottfried Spiegel gegenüber abfällig über dessen Frau und über Juden allgemein geäußert zu haben. Er habe Franziska Spiegel nicht gekannt und habe auch nicht gewusst, dass sie eine Jüdin gewesen sei.
Der mit der Vernehmung Büschers beauftragte Bünder Polizeibeamte stellte daraufhin am 23. Mai 1948 fest:
Büscher widerlegt in seiner verantwortlichen Vernehmung die Verdachtsmomente gegen ihn “glaubwürdig”.
Das wegen Mordes an Franziska Spiegel angestrengte Ermittlungsverfahren wurde schließlich im Jahre 1949 von dem am Bielefelder Landgericht tätigen Staatsanwalt Werwarth ohne Ergebnis eingestellt. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft hatte mit der oberflächlichen Tätersuche ihre Pflicht erfüllt - ohne irgendjemandem zu nahe zu kommen.
Im letzten Aktenstück, das vom 2. Juni 1949 datiert, heißt es:
“Einstellung. Täter nicht ermittelt. ...besteht keine Möglichkeit mehr, die SS-Männer, welche Frau Spiegel “abgeholt” haben, zu ermitteln”.
Rolf Spiegel ist der amerikanischen Armee beigetreten, kurz nachdem seine Mutter Franziska ermordet worden ist. Er wollte gegen die Nazis, gegen die Mörder seiner Mutter kämpfen.
(Ein weiteres Foto, das Rolf in der Armee zeigt, gibt es nach Informationen der Angehörigen nicht).
Archiv: Günter Ellenberg
Herrn Dr. Norbert Sahrhage (der sich u.a. als Historiker seit dem Jahre 1988 immer mal wieder mit dem Schicksal von Franziska Spiegel beschäftigt) danke ich für seine diversen Hinweise und die Überlassung seiner Informationen, die das Hintergrundwissen um Franziska Spiegel und die damit zusammenhängenden zeitlichen Ereignisse enorm erweitert haben.
Zu Ehren von Franziska Spiegel wurde jeweils eine Straße in Bünde und Hücker-Aschen nach ihr benannt.
Foto: Günter Ellenberg
Der Gedenkstein für Franziska Spiegel im Hückerholz
in Hücker-Aschen
Forto: Günter Ellenberg
Der Gedenkstein für Franziska Spiegel im Hückerholz in Hücker-Aschen
Forto: Günter Ellenberg
FRANZISKA SPIEGEL
GEB. GOLDSCHMIDT, GEB. AM 06.05.1905 IN WERL, WURDE HIER
AM 04. November 1944 OPFER DER NATIONAL-
SOZIALISTISCHEN GEWALTHERRSCHAFT.
AUF DER FLUCHT VOR DEM TERROR EINES UNMENSCH-
LICHEN SYSTEMS HOFFTE SIE, IN DER GEMEINDE
WERFEN SICHERE ZUFLUCHT ZU FINDEN. ANGEHÖRIGE
DER SS VERFOLGTEN UND ERMORDETEN SIE, WEIL SIE
JÜDIN WAR. EIN MENSCHENWÜRDIGES BEGRÄBNIS
WURDE IHR VERWEIGERT. IHR TOD BLIEB UNGESÜHNT.
4. NOVEMBER 1991
STADT SPENGE
Jedes Jahr - am Volkstrauertag - organisieren die örtlichen Vereine von Hücker-Aschen eine Gedenkfeier für Franziska Spiegel.
Die Vereine laden zum Gottesdienst ein, im Anschluß daran erfolgt ein stilles Andenken am Franziska Spiegel Stein im Hückerholz.
Jedes Jahr legt die Stadtverwaltung Spenge am Todestag von Franziska Spiegel (04. November) einen Kranz am Gedenkstein nieder.
Bericht des Spenger Amtsbürgermeisters Frentrup vom 05. November 1944 an die Gestapo in Bielefeld zu dem “Vorfall” vom 04. November 1944
"Am Sonnabend, dem 04. November 1944, gegen 18 Uhr, wurde ich vom Landrat des Kreises Herford, der zufällig dienstlich in Hücker-Aschen weilte, fernmündlich benachrichtigt, dass von 2 jungen Leuten im Hückerholz eine Frauensperson tot aufgefunden sei. Die jungen Leute hätten festgestellt, dass der Körper noch warm sei.
Ich begab mich sofort mit dem Krankenwagen, einem Arzt und zwei Polizeibeamten an Ort und Stelle. Dort lag auf dem Waldwege eine Frauensperson vollständig angekleidet auf dem Gesicht. Bei der inzwischen eingetretenen Dunkelheit konnte eine genaue Untersuchung des Tatortes nicht vorgenommen werden, ich stellte aber fest, dass der Tod bereits eingetreten war und auf dem Rücken der beiliegende Zettel mit der Aufschrift: "Sie war eine Jüdin", angebracht war.
Die Leiche liess ich daraufhin durch herbeigeholte Ostarbeiter des Bauern D. aus Hücker fortschaffen. Ich habe sie in den Totenkeller des St. Martinstiftes überführt.
St. Martinsstift in Spenge
Bei weiterer Untersuchung des Tatortes fand ich dort noch eine Handtasche. In dieser Handtasche befanden sich die Kennkarte der Toten, ihr Familienbuch, 73,- (RM) Bargeld und sonstige Kleinigkeiten.
Der Arzt Dr. med. N(.) aus Spenge stellte fest, dass der Tod durch einen Schuss unterhalb des Kinnes eingetreten war. Die sofort aufgenommenen Ermittlungen nach den Tätern ergaben, dass zwei Soldaten, kurz bevor die Leiche von dem Messer- und Sägenschleifer Friedrich M., Hüffen Nr. 94, aufgefunden wurde, das Hückerholz in Richtung Werfen verlassen hatten.
Pflichtgemäss teilte ich diesen Tatbestand der Ortspolizeibehörde Ennigloh mit und bat um Mitfahndung. Durch den Meister d. Sch. H(.) von der Ortspolizeibehörde des Amtes Ennigloh wurde mir dann fernmündlich mitgeteilt, dass am selben Nachmittag in der Wohnung der Jüdin Franziska Sara Spiegel, geb. Goldschmidt, in Werfen Nr. 5, drei* SS-Männer erschienen seien und die Jüdin aufgefordert hätten, sich fertig zu machen und mitzugehen.
Es ist anzunehmen, dass die Jüdin von diesen im Hückerholz erschossen ist. Ehemann der Jüdin ist der Kriegsbeschädigte Gottfried Heinrich Spiegel, wohnhaft in Werfen Nr. 5, im Kotten des Bauern Büscher. Nach dem vorgelegten Familienbuch ist der Ehemann Arier und ist am 24. Juli 1906 in Siegen geboren. Die Ehe mit der Jüdin hat er am 08. November 1928 in Dortmund geschlossen. Aus der Ehe ist ein Kind hervorgegangen. Der Sohn ist jetzt etwa 14 Jahre alt.
Der Ehemann wurde heute hier vorstellig und erklärte, dass seine Ehefrau und sein Sohn vor etwa 6 Wochen bereits von der Polizei festgenommen und nach Bielefeld überführt worden seien. Nach 3 Tagen seien beide aber wieder von der Staatspolizeistelle in Bielefeld entlassen. Dies wird auf Grund des mit Verfügung des Landrats vom 19. September 1944 - L - mitgeteilten Funkspruches der Staatspolizeistelle - Aussenstelle Bielefeld - erfolgt sein. Abschrift dieses Berichts habe ich der Ortspolizeibehörde des Amtes Ennigloh übersandt.
gez. “Frentrup"
Quelle: “Bünde im Nationalsozialismus”. Ein Quellenverzeichnis präsentiert vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Bünde.
Jan Jakubczak als junger Mann. Dieses Foto
hat er an Herrn Norbert Sahrhage geschickt,
als beide brieflichen Kontakt hatten.
© Jan Jakubczak
Jan und Wiktoria Jakubczak mit ihren Kindern
© gazeta gostynska
Jan Jakubczak im Alter von 79 Jahren.
Der ehemalige Zwangsarbeiter berichtete als
Zeitzeuge über seine Erlebnisse in der
Gemeinde Werfen während der Zeit des
“Dritten Reiches”
Titelbild: Jan Jakubczak in der Zeitschrift
"gazeta gostynska"
© gazeta gostynska
Jan Jakubczak
geboren am 26.09.1924 / verstorben am 01.12.2008 in Gostyń/Polen
Nach der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht wurde der fünfzehnjährige Jan Jakubczak aus Gostyń als Zwangsarbeiter nach Deutschland gebracht. Wegen der zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Männer benötigte das Deutsche Reich zahlreiche Arbeitskräfte, die man gegen ihren Willen aus ihren Heimatländern holte. Die Behandlung der Zwangsarbeiter war sehr unterschiedlich. Am besten trafen es diejenigen, die in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Zu diesem Personenkreis gehörte auch der am 26.9.1924 geborene Jan Jakubczak.
Nach einer zweitägigen Eisenbahnfahrt in einem Personenzug kam der junge Pole am 29. April 1940 abends um 23.00 Uhr gemeinsam mit anderen Zwangsarbeitern auf dem Bünder Bahnhof an, wo bereits mehrere Bauern warteten, um die benötigten Arbeitskräfte auszusuchen. Jan Jakubczak berichtet: „Ich kam zu dem Bauern Werner Klaus in Werfen Nr. 9. Das war ein guter Mann. Obwohl ich am ersten Morgen verschlafen hatte, wurde ich nicht geweckt. Herr Klaus hat mir dann seinen Hof gezeigt. Ich bekam ein eigenes Zimmer im Haus, oben unter dem Dach, und ich durfte gemeinsam mit der Familie essen, obwohl es offiziell verboten war, dass Bauern und Zwangsarbeiter gemeinsam die Mahlzeiten einnahmen.“ Der junge Zwangsarbeiter konnte den Kontakt zu seinen Eltern in Polen durch einen intensiven Briefwechsel aufrecht erhalten. Jan Jakubczak weiß noch genau, dass er seine Briefe immer dem einarmigen Dorfbriefträger mitgeben konnte.
Weder seine Briefe noch die Antwortbriefe seiner Eltern seien zensiert worden.
Der ehemalige Zwangsarbeiter erinnert sich, dass bei der Familie Klaus über Politik nicht gesprochen wurde. Die Zwangsarbeiter durften sich abends nach getaner Arbeit bis 20.00 Uhr (Sperrstunde) frei im Dorf bewegen. Der junge Pole lernte dabei seine spätere Ehefrau Wiktoria Gasior kennen, die auch aus Polen stammte und als Zwangsarbeiterin bei dem Bauern Heinich Büscher, Werfen Nr. 5, lebte.
In unmittelbarer Nähe des Hofes Klaus lag der kleine Kotten, in dem seit 1943 die Familie Spiegel wohnte. Während Franziska Spiegel sehr zurückgezogen lebte, kam ihr dreizehnjähriger Sohn Rolf häufig auf den Hof Klaus, um sich mit dem polnischen Zwangsarbeiter zu unterhalten. Zwischen beiden entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis. Jan Jakubczak erinnert sich schmunzelnd: „Rolf war ein guter Junge, er hat häufig gefragt, was denn in Polen anders sei als in Deutschland, da habe ich ihm vorgeschwindelt, in Polen würde die Straßenbahn von Pferden gezogen. Da hat er sehr gestaunt.“
Am 4. November 1944 befand sich der junge Zwangsarbeiter auf einem Feld in der Nähe des Hofes. Dabei sah er, dass Franziska Spiegel von mehreren SS-Leuten über einen Feldweg weggeführt wurde. Als die Gruppe an dem polnischen Zwangsarbeiter vorbeikam, sah Jan Jakubczak, dass Franziska Spiegel weinte. Einer der SS-Männer kam auf ihn zu und fragte ihn, ob er einen Spaten habe. Der junge Pole verneinte, er wurde dann gefragt, welcher Nationalität er sei. Als Jan Jakubczak antwortete, er sei aus Polen, wurde ihm in barschem Ton erklärt, er möge „die Schnauze halten“, sonst werde er das Schicksal der Jüdin teilen. Die Gruppe ging dann weiter. Kurze Zeit später hörte Jan Jakubczak einen Schuss.
Die SS-Männer hatten Franziska Spiegel in ein nahegelegenes Wäldchen geführt, das bereits auf dem Gebiet der Gemeinde Hücker-Aschen lag. Hier hatte einer der Männer Franziska Spiegel durch einen Schuss in den Hals getötet.
Am Nachmittag des nächsten Tages musste der junge Pole auf Anweisung seiner Bäuerin Gottfried Spiegel, den Ehemann der Ermordeten, mit einem Pferdewagen nach Spenge fahren, wo die beiden die Leiche Franziska Spiegels aus dem Martinsstift abholten. Die Kriminalpolizei hatte sie vom Tatort dorthin gebracht. Jan Jakubczak erinnert sich: „Ich hatte Angst mit nach Spenge zu fahren, weil ich die Drohung des SS-Mannes noch im Ohr hatte.“ Auf dem Pferdewagen befand sich auch ein leerer Sarg, der von einem Schreinermeister aus Bünde-Ennigloh angefertigt worden war. Auf dem Weg nach Spenge hielten die beiden am Tatort im Hückerholz an. Jan Jakubczak erinnert sich daran, dass sich Gottfried Spiegel hier auf den Boden warf und weinte. An einer Stelle des Waldbodens waren noch Blutflecken zu sehen. In der Nähe des Tatortes fanden sie auch Papiere, die die Ermordete bei sich geführt hatte.
In Spenge legten sie die Ermordete in den mitgebrachten Sarg und fuhren dann nach Werfen zurück. Da Gottfried Spiegel mitgeteilt worden war, dass seine Frau weder auf dem Spenger Friedhof noch auf dem Friedhof in Hunnebrock beerdigt werden durfte, wollte er den Leichnam seiner Frau in dem Waldstück, in dem auch der Mord geschehen war, bestatten. Jan Jakubczak berichtet: „Ich brachte ihn aber davon ab, weil die Erde zu hart und die Baumwurzeln hinderlich gewesen wären. Daraufhin haben wir den Leichnam in derselben Nacht am Rande einer Weide, die dem Bauern Claus gehörte, begraben. Am nächsten Morgen bin ich unter dem Vorwand, den Weidezaun zu reparieren, noch einmal auf diese Weide gegangen und habe alle Spuren der nächtlichen Aktion verwischt.“
Der Mord an Franziska Spiegel war nicht nur in der Familie Klaus ein Tabuthema. Auch im Dorfe wurde – soweit der junge Zwangsarbeiter das mitbekam – über den Mord in der Öffentlichkeit nicht gesprochen.
Nach Kriegsende blieb Jan Jakubczak noch einige Zeit in Werfen. Er und die polnische Zwangsarbeiterin Wiktoria vom Hof des Heinrich Büscher wurden in der Kreisstadt Herford von einem katholischen Militärgeistlichen getraut. Das junge Ehepaar und andere Zwangsarbeiter wurden dann etwas später von den Amerikanern zurück nach Stettin transportiert.
Bei seiner Rückkehr nach Polen nach mehr als fünf Jahren erfuhr Jan Jakubczak, der eine deutschstämmige Mutter mit dem Familiennamen Biedermann besaß, dass von seinem Vater das Ansinnen der deutschen Besatzungsmacht auf Eintragung der Familie in die deutsche Volkstumsliste abgelehnt worden war, weil er – wohl zu Recht – befürchtet hatte, dass sein Sohn nach der Eindeutschung dann sofort zur Wehrmacht eingezogen worden wäre.
Jan Jakubczak betont mehrere Male, dass er von der Familie Klaus sehr gut behandelt worden sei, die Familie habe ihm sogar Zigarren zugesteckt und man habe z.B. auch die Weihnachtsfeste gemeinsam gefeiert. Er sei dabei auch immer mit Geschenken bedacht worden. Jan Jakubczak erinnert sich auch noch daran, dass er einmal eine Zirkusvorstellung besuchen durfte, als ein Zirkus in Werfen gastierte.
Obwohl ihn seine Erlebnisse in der Gemeinde Werfen nie losgelassen haben, konnte sich Jan Jakubczak zu diesen Geschehnissen erst öffentlich äußern, nachdem seine Frau gestorben war: „Sie hatte den Mord an Franziska Spiegel ebenfalls miterlebt und hielt es für ratsam, darüber nicht mehr zu reden.“ Jan Jakubczak nahm deshalb erst nach dem Tode seiner Frau Kontakt zur Stadt Bünde auf: „Im Alter hat mich der Mord an Franziska Spiegel immer mehr beschäftigt. Ich habe dann gedacht: 'Wenn der liebe Gott es mir ermöglicht, muss ich davon erzählen.'“
Das Grab von Jan und Wiktoria Jakubczak
in seiner Heimatstadt Gostyń/Polen; auf dem
Pfarrfriedhof.
Foto: Janka Bart © Billion Graves
Nach dem Krieg wurde der in aller Heimlichkeit bestattete Leichnam Franziska Spiegels exhumiert. Die Ermordete fand dann auf einem Friedhof in Minden ihre letzte Ruhe. Ein auf Betreiben Gottfried Spiegels gegen die Mörder seiner Frau angestrengtes Ermittlungsverfahren wurde im Jahre 1948 von der Staatsanwaltschaft des Bielefelder Landgerichts ohne Ergebnis eingestellt.
Am 04.11.1991 hat die Stadt Spenge im Rahmen einer Gedenkfeier der ermordeten Franziska Spiegel gedacht.
Ihr früherer Ehemann, Herr Gottfried Spiegel, ist anlässlich dieser Gedenkfeier zum ersten Mal seit der Ermordung seiner Frau wieder in Spenge gewesen. Ebenfalls anwesend war seine jetzige zweite Frau Margarete (Gretel) Spiegel.
- Herr Gottfried Spiegel ist 1993 im Alter von 87 Jahren verstorben.
- Frau Margarete Spiegel ist 2000 im Alter von 80 Jahren verstorben.
Frau Margarete (Gretel) Spiegel hat sich in einem sehr persönlichen Schreiben für die sensible Aufarbeitung und Würdigung des Schicksals von Franziska Spiegel bedankt.
Nachstehend der Originalwortlaut des Briefes vom 29.08.1994 an den damaligen Stadtdirektor der Stadt Spenge, Günter Hemminghaus:
************************************************************
Sehr geehrter, lieber Herr Hemminghaus,
Sie wissen, dass ich umgezogen bin. In der neuen Wohnung fühle ich mich sehr wohl, ich vermisse aber sehr meinen Mann, der mir stets ein sehr zuverlässiger Partner gewesen ist.
Ihnen und Ihrer Frau möchte ich noch einmal für die mitfühlenden Worte, die Sie mir anläßlich seines Todes gesagt haben, danken. Die Freundschaft mit Ihnen, Herr Hemminghaus, der Sie den Anstoß für die Erinnerung an Franziska Spiegel gegeben hatten, hat meinem Mann viel bedeutet.
Auch ich möchte Ihnen und Ihrem Kulturausschuß herzlich für die sensible Aufarbeitung des Schicksals von Franziska Spiegel danken.
Die Feierstunde in der Aula Ihrer Schule am 04.11.1991 und die Kranzniederlegungam Ehrenstein von Franziska Spiegel haben meinen Mann und mich, ebenso wie seine Kinder, sehr beeindruckt. Die Stadt Spenge hat sich damit selbst ein Denkmal gesetzt.
Bleibt zu hoffen, dass, wie Sie in Ihrer Ansprache gesagt haben, “das Geschehene nicht der Vergangenheit anheimfällt” und ein Bogen geschlagen wurde “in unsere Gegenwart zu Erscheinungen wie Neonazismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit.
Wir alle sind verpflichtet, dabei zu helfen, dass sich das, was Franziska Spiegel angetan worden ist, nicht noch einmal wiederholt.
Bitte, richten Sie allen Menschen, die mit dabei geholfen haben, den Erinnerungen an Franziska Spiegel eine Zukunft zu geben, meine Grüße aus.
Ihre
Gretel Spiegel
Kurzfilm "Franziska Spiegel - Eine Erinnerung"
Den folgenden Film verdanken wir Florian Anders (sein früherer Wohnort war Spenge).
Florian Anders
Ein paar Informationen über den früheren Spengeraner Florian Anders finden Sie hier:
28.08.1990. Das Ehepaar Hemminghaus zu Besuch bei den Eheleuten Spiegel in Siegen.
Archiv: Günter Ellenberg
03.11.1990: Das Ehepaar Spiegel mit dem Ehepaar Hemminghaus in Spenge.
Archiv: Günter Ellenberg
03.11.1990: Das Ehepaar Spiegel mit Günter Hemminghaus,
Dieter Meyer, Jürgen Strachau im Rathaus in Spenge.
Archiv: Günter Ellenberg
04.11.1990:
Ein kleiner Blumenstrauß im Hückerholz - Erinnerung, Ausdruck von Trauer und Schmerz und Mahnung zugleich in einer Zeit, in der rassistisches Gedankengut keineswegs ausgerottet ist. Gottfried Spiegel nach 46 Jahren an der Stelle, an der seine damalige Frau Franziska Spiegel erschossen worden ist.
04.11.1990: Gottfried Spiegel mit seiner 2. Ehefrau Margarete (Gretel)
Spiegel und dem damaligen Stadtdirektor von Spenge, Günter Hemminghaus.
Feierstunde am 04. Nov. 1991
Programm:
15:00 Uhr Musikalische Einleitung
Aula der Grundschule Spenge W.A. Mozart, Sonate a- Moll, KV 310
2. Satz
Andante cantabile con espressione
Martin Hansen, Klavier
Begrüßung
Karl-Heinz Wiegelmann, Bürgermeister
Erinnerungen, Eindrücke, Empfindungen
Günter Hemminghaus, Stadtdirektor
Anonymus, Cancion,
Elmar Schubert, Gitarre
Vortrag
Dr. Norbert Sahrhage, Historiker
Ansprache / Gedenkwort
Dov-Levy Barsilay, Landesrabbiner NRW
Baden Powell, Thema triste,
Elmar Schubert, Gitarre
16.30 Uhr Psalm 5 (Vertonung von Claude Goudimel)
Am Gedenkstein im Hücker-Holz Bläserkreis der Jugendmusikschule
Gebet
Dov-Levy Barsilay, Landesrabbiner NRW
Gedenkminute und Kranzniederlegung
Psalmlesung
Johannes H.-E. Koch, Jiddische Weisen,
Bläserkreis der Jugendmusikschule
Begrüßung und Ansprache von Bürgermeister Karl-Heinz Wiegelmann
anläßlich der Feierstunde am 04.11.1991.
Den Text finden Sie hier:
Ansprache von Stadtdirektor Günter Hemminhaus
anläßlich der Feierstunde am 04.11.1991.
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Ansprache von Herrn Dr. Norbert Sahrhage
anläßlich der Feierstunde am 04.11.1991
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Ansprache von Landesrabbiner Dov-Levi Barsilay
anläßlich der Feierstunde am 04.11.1991
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Gottfried Spiegel als junger Mann
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Gottfried Spiegel mit seinen Söhnen Axel und Detlev - aus der Ehe mit seiner 2. Frau Margarete (Gretel)
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Erika Spiegel (jung)
geb. Eggersmeyer
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Rolf Spiegel (jung)
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Erika Spiegel (älter)
geb. Eggersmeyer
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Rolf Spiegel (älter)
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Peter Spiegel (mit Ehefrau Fay), der Sohn von Rolf Spiegel und Enkel von Franziska Spiegel.
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Ralph Donald Spiegel), der Sohn von Rolf Spiegel und Enkel von Franziska Spiegel.
Foto: Archiv Günter Ellenberg
Rolf Spiegel wanderte 1958 nach Australien aus, nachdem er zuvor einige Zeit in Afrika gearbeitet hatte.
In Deutschland, dem Land, in dem die Mörder seiner Mutter unbehelligt geblieben waren, mochte er nicht mehr leben.
Nach seinem Tod im Jahre 2001 fand er auf dem Friedhof “Smithfield Memorial Park” in Adelaide, Australien, seine letzte Ruhestätte.
Er hinterlässt zwei Söhne (Peter und Ralph-Donald), die in Australien leben.
Erika Spiegel (gebürtig aus Löhne/Westf.), die 1. Ehefrau von Rolf Spiegel, lebt nach wie vor in Australien (Stand: 1/2025).
Übersicht über den Friedhof. Unten im Foto die Grabplatte von Rolf Gottfried Spiegel.
© Smithfield Memorial Park Adelaide, Australien.
Übersicht über den Friedhof
© Smithfield Memorial Park Adelaide, Australien
Rolf Gottfried Spiegel (Sohn von Franziska und Gottfried Spiegel) ist am 12.08.2001 in Adelaide, Australien, gestorben und hier beigesetzt worden.
© Smithfield Memorial Park Adelaide, Australien
Carmelita Spiegel (zweite Ehefrau von Rolf Gottfried Spiegel) ist am 13.06.2009 in Adelaide, Australien, gestorben und hier beigesetzt worden.
© Smithfield Memorial Park Adelaide, Australien
Stolpersteine für Franziska, Gottfried und Rolf Spiegel auf dem Gehweg vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Lenastr. in Bünde.
Foto: Günter Ellenberg
Der Künstler Gunter Demnich beim Verlegen der Stolpersteine für Franziska, Gottfried und Rolf Spiegel auf dem Gehweg vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Lenastr. in Bünde.
Foto: Günter Ellenberg
Stolpersteine
“Ein Kunstprojekt für Europa” heißt ein Projekt des Künstlers Gunter Demnich, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Diese quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern beschriftet. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster bzw. den Belag des jeweiligen Gehwegs eingelassen.
Mittlerweile gibt es über 100.000 Steine (Stand: Juni 2023) in 1265 deutschen Städten und Gemeinden, sondern auch in 31 weiteren Ländern Europas.
Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Frau Christa Gläsker ist eine der ganz wenigen noch lebenden Zeitzeugen im Zusammenhang mit der Familie Spiegel. Christa Gläsker hat damals (und auch heute noch) auf dem gleichen Grundstück gewohnt wie die Eheleute Spiegel. Sie waren Nachbarn. Frau Gläsker hat die Familie gekannt und Kontakt zu den Spiegels gehabt.
Foto: Günter Ellenberg
Januar 2017.
Der Enkelsohn von Franziska Spiegel (Peter Spiegel) im stillen Gedenken an seine Oma. Peter Spiegel lebt in Australien und hat sich bei seinem Besuch in Hücker-Aschen den Tatort angesehen.
Foto: Günter Ellenberg
Januar 2017.
Der Enkelsohn von Franziska Spiegel (Peter Spiegel) im stillen Gedenken an seine Oma. Peter Spiegel lebt in Australien und hat sich bei seinem Besuch in Hücker-Aschen den Tatort angesehen.
Foto: Günter Ellenberg
Januar 2017.
Der Enkelsohn von Franziska Spiegel (Peter Spiegel) lebt in Australien und hat sich bei seinem Besuch in Hücker-Aschen verschiedene Orte des Gedenkens angesehen.
Foto: Günter Ellenberg
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